Eigentlich wollte ich schon viel früher ein ordentliches Update zu den Entwicklungen bei unserem Gemüse-Projekt geben. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich den Aufwand für den Aufbau des WURZGARTEN's doch sehr unterschätzt habe. In den letzten Monaten haben wir unglaublich viel Zeit und Mühe investiert, um die Rahmenbedingungen für ein effizientes und gutes Arbeiten zu legen und somit natürlich ein tolles Gemüsewachstum zu gewährleisten. Und dank des tatkräftigen Einsatzes der ganzen Familie sind wir schon sehr, sehr weit gekommen.
In den nachfolgenden Absätzen möchte ich dir zeigen, in welche Teil-Projekte sehr viel Arbeit und Zeit geflossen sind.
Permanente Beete anlegen
Die 35 Beete des Haupt-WURZGARTENs wurden schon letztes Jahr vorbereitet und abgedeckt. Alle Beete sind 16 Meter lang und 75cm breit. Die Wege dazwischen haben eine Breite von 40cm. Genug Platz um in der Hocke die gesamte Beetbreite mit den Händen einfach zu erreichen. Dabei wurden die Wege mit der Hand geschaufelt. Danach kamen auf jedes Beet einige Scheibtruhen voll mit Bio-Grünschnitt-Kompost aus der Umgebung. Dieser ist nötig, damit einerseits die Pflanzen später gut mit Nährstoffen versorgt werden und andererseits, damit das Pflanzen einfach möglich ist.
Um die Gemüsepflanzen vor einer starken Windexposition zu schützen und um weiters Wildtiere vom Gemüseverzehr abzuhalten, haben wir einen Wind- und Wildschutzzaun errichtet. Wir wussten zwar, dass am Feld viel Wind herrscht, aber dass es so starke Böen gibt, hat uns etwas zu schaffen gemacht. Es waren in den letzten Monaten tatsächlich sehr viele Starkwinde und Stürme. Wir mussten das Windschutznetz ostseitig wieder befestigen, da es stellenweise ausgerissen war und die 5/8-Steher teilweise schon in einer Schräglage von 45° mehr lagen als standen. Außerdem wurden die Steher tiefer hineingeschlagen und auch noch mit deutlich stärkeren Hölzern verstärkt. Die Analyse der Zaunfestigkeit ist nun eine regelmäßige Aufgabe geworden.
Anbauplan, Saatgut-Beschaffung und Jungpflanzen-Anzuchtplan
Vor dem Jahreswechsel war es dann noch sehr wichtig, einen Anbauplan zu erstellen. Dass hört sich jetzt nach nicht viel an, ist aber eine Kerntätigkeit. Denn damit soll sichergestellt werden, dass es jede Woche erntefähiges Gemüse für den Korb gibt. Dieser Anbauplan ist auch die Basis, um Saatgut zu bestellen und einen Jungpflanzen-Anzuchtplan festzulegen. Hier wurde hauptsächlich auf Bingenheimer Saatgut zugegriffen.
Anzuchtraum bauen und ausstatten
Parallel wurde ein Jungpflanzen-Anzuchtraum vorbereitet. Dabei haben wir einen alten Lagerraum in Trockenbauweise geteilt und rundherum isoliert. Der eigens gebaute Pflanztisch hilft dem ergonomischen und effizienten Aussäen im Stehen.
Unerwarteter Weise war das Heizen des Raumes doch eine etwas größere Herausforderung. Wir haben eine mobile Klimaanlage angeschafft, um den Raum energieeffizienter - als vergleichsweise mit einer Wärmepumpe - beheizen zu können. Das Gerät war dann aber leider defekt und so musste ein Heizstrahler angeschafft werden. Nachdem dieser für ca. 2 Monate den Raum beheizt hatte, haben wir nun endlich eine stromsparende, fixe Klimaanlage.
Im Anzuchtraum wurden mittlerweile schon tausende Samen in Multitopfplatten ausgesät. Der Raum wird auf 16-20°C geheizt und die Pflanzen sind nach der Keimung unter Kunstlicht. Jeden Tag werden sie gegossen und gepflegt. In der Regel werden alle 2 Wochen viele Kulturen ausgesät, damit sie sich - und das ist für mich ein kleines Wunder - in ca. 5 Wochen zu starken Pflänzchen entwickeln. Die größte Herausforderung ist hier das optimale Bewässern. Denn dies ist entscheidend dafür, wie gut sich die Bio-Jungpflänzchen pflanzen lassen und danach auch Anwachsen. Wir durchlaufen hier eine sehr steile Lernkurve.
Kleiner Geräteschuppen für kurze Wege
Im laufenden Betrieb eines Market Gardens sind sehr viele Handgeräte, Planen, Netze, Vliese und vieles mehr erforderlich. Nachdem der Garten ca. 150 Meter vom Hof entfernt ist und es auch ziemlich bergauf geht, war es notwendig einen kleinen Geräteschuppen zu bauen. Diesen haben wir selbst geplant und gebaut. Das waren einige Tage Arbeit. Wir haben für die Hütte sehr viel altes Holz verwertet und auch eine alte Tür und ein altes Stalltor. Es hat sich hier bezahlt gemacht, dass meine Eltern so viele Dinge aus früheren Tagen aufgehoben haben. Mittlerweile - dank der großartigen Unterstützung meines Vaters - ermöglichen unter anderem selbstgemachte Regale aus einem alten Boden ein übersichtliches Ordnungssystem im Schuppen.
Homepage und Marketing-Material erstellen
Parallel hat Sandra sehr viele (Nacht-) Stunden investiert, um diese wunderbare der WURZGARTEN.-Website zu gestalten. Hier haben wir großes Glück, dass sie nicht nur Pilates-Trainerin sondern auch Grafik-Designerin ist. Pilates hilft uns, dass unser Rücken kräftig und wohlgeformt bleibt und zweiteres führt zu diesem Webauftritt. Außerdem hat sie tolle Flyer gestaltet und auch Transparente für die Kellerhütte und die Osteinfahrt nach Hainbach kreiert.
Versorgung mit Wasser und Strom
Natürlich braucht ein Garten auch Wasser. Sehr viel davon sogar. Es ist mittelfristig geplant, einen Bewässerungsteich anzulegen und eventuell sogar einen eigenen Brunnen bohren zu lassen. Bis es soweit ist, wollen wir aber das Wasser vom Gut hoch laufen lassen. Außerdem braucht es im WURZGARTEN-Schuppen auch Strom. Denn oben wird eine Wasserpumpe betrieben. Es müssen Akkus aufgeladen und auch andere Geräte - wie die Stichsäge - betrieben werden. Somit war das nächste große Projekt das Planen und Umsetzen der Wasser- und Stromversorgung. Dafür haben wir ein 32er-HD-Rohr und ein Kraftstromkabel hochgelegt. Das war schon einiges an Grabearbeit. Aber jetzt sind wir froh, dass alles halbwegs dicht ist und wir unseren Garten mit Wasser versorgen können.
Erste Pflanzungen und Direkt-Aussaaten
Das erste Auspflanzen fand Mitte Februar statt. Hauptsächlich im Folientunnel, aber auch ein paar Kulturen im Freiland. Davor hatten wir damit zu tun, einen annähernd windstillen Tag zu finden, um die Folie auf den Folientunnel aufzuziehen. Zum Glück konnten wir dies mit vereinten Kräften schließlich am 18.02. erfolgreich machen. Ohne den Tunnel würde nämlich ein Start im Frühjahr kaum glücken.
Nunmehr hatten wir schon zwei Auspflanztermine an denen wir insgesamt ca. 4.500 Pflanzen händisch pflanzten. Wir haben das an jeweils einem Tag geschafft. Die ersten Male waren hinsichtlich Beetvorbereitung und Pflanztechnik sehr spannend und insbesondere lehrreich. Wir haben auch erkannt, dass die Feuchtigkeit der Jungpflanzen in der Multitopfplatte entscheidend ist. Darauf wird in Zukunft noch mehr geachtet.
Zum effizienteren Auspflanzen haben wir zwei Markierwalzen und einen Pflanzkarren gebaut. Beide Geräte haben sich schon voll bezahlt gemacht und uns die Arbeit wesentlich erleichtert.
Das Pflanzen an sich ist schon sehr anstrengend, aber wenn wieder ein Beet erledigt hat, dann sind wir immer stolz. Zu zweit oder dritt geht's eigentlich recht rasch. Es hängt auch davon ab, wie lange die Blätter der Pflänzchen schon sind und eben, wie feucht der Erd-Wurzel-Ballen ist. Das Beet ist dank Tilther und Kompost wirklich fein präpariert und somit ideal fürs Einpflanzen.
Auch unser Jang Seeder - ein Handsägerat - war schon mehrmals im Einsatz. Damit werden Kulturen wie Karotten, Radieschen und Blattkohl direkt in Reihen mit definierten Abständen ausgesät. Im Folientunnel haben die Radieschen bereits super gekeimt.
Frost: Kulturausfälle und andere Herausforderungen
Die letzten Wochen waren geprägt von frostiger Kälte, Wind und kaum Niederschlag. Diese Bedingungen sind alles andere als optimal. Leider hat dies auch Folgen im WURZGARTEN. hinterlassen. Denn einzelne Kulturen im Freiland, aber teilweise auch im Folientunnel haben sehr gelitten. Darunter Rucola, Asia Salat, Dill, Mangold und Rote Beete.
Die direkt gesäten Karotten im Freiland sind trotz Silofolie-Abdeckung seit Wochen noch immer nicht zu sehen. Hoffentlich ändert sich das noch. Aber auch die Freiland-Kulturen, die die Fröste überlebt haben, konnten bis jetzt noch kein Wachstum hinlegen.
Äußerst mühsam war auch die Bewässerung bei diesen Temperaturen. Die Versorgungsleitungen gefrieren immer über Nacht und es dauert meist bis zum frühen Nachmittag, bis wir mit der Bewässerung der Beete starten können. Die Pumpe hat eine ordentliche Power, aber es müssen die Tanks mit ca. 3.000 Liter in der Regel dann auch wieder gefüllt werden. Etwas aufwendig ist dann das Entwässern aller Leitungen und Pumpen. Teile einer Faßpumpe für den Mini-WURZGARTEN hat es - wegen einer fehlenden Entwässerungsmaßnahme - leider gesprengt. Aber wir konnten das zum Glück wieder reparieren.
Unsere wichtigsten Learnings
Die Kulturen im Freiland möglichst mit 2 Vliesen abdecken. Damit sollten die Kulturen etwas besser vor Frostschäden geschützt sein.
Sehr gut auf die Bewässerung achten, besonders im Tunnel. Wir werden jetzt alle 2 Tage besonders bei Jungpflanzen mit der Handbrause drüber gehen.
Jetzt, wo auch die Tröpfchenbewässerung funktioniert, können wir jeden Tag alle Pflanzen ordentlich bewässern. Insbesondere bei Gemüse-Pflanzen, die schon gut angewachsen sind.
Der Tunnel gehört in der Nacht an den Front-Seiten mit Sandsäcken gut abgedichtet. Dort wo ein Zugspalt war, sind Pflanzen erfroren.
Bei der Jungpflanzenanzucht besonders auf die Bewässerung achten. Ein paar Tage vor der Auspflanzung nicht mehr übermässig viel Wasser zuführen.
Es gäbe noch viele mehr, aber das würde vermutlich den Rahmen sprengen :)
Ausblick
Im nächsten Schritt geht es - neben der laufenden Feldarbeit - noch um die Einrichtung des Wasch- und Abholplatzes. Auch der Hofladen ist im Entstehen. Letzteres wird gerade intensiv von meinem Vater umgesetzt.
Außerdem hoffen wir natürlich auf gutes Wetter und auch, dass wir unsere erste Ernte und Gemüseausgabe erfolgreich schaffen.
Ich hoffe dieser Blogbeitrag war interessant für dich. Wenn du weitere Updates zu unserem Gemüse und zum WURZGARTEN. erhalten möchtest, dann abonniere gerne den Newsletter.
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